Sein Wecker klingelte viel zu früh an diesem Freitag, eine nervige Sekunde suchte er unter den Lacken nach seinem Smartphone, lange genug um einiger maßen Wach zu werden und bei einem Blick auf die Datumsanzeige zu realisieren was für ein Tag es war. Der Kennenlerne-Schultrip stand an, er seufzte, nutzte aber dennoch, was ihm wie die letzte Gelegenheit schien, heiß zu Duschen.
Der dicke Wanderrucksack war bereits gepackt und auch seine Klamotten hatte er in weiser Voraussicht seines eigenen Unwillens, schon bereitgelegt. Es wanderten nur noch ein wenig Schnick Schnack in seinen Sporran (oder die Beintasche, die er als Solchen bezeichnete) und er war fertig.
Der Weg vom Wohnhaus war nicht allzu weit und erst recht nicht lang genug sich eine plausible Ausrede einfallen zu lassen, warum er diesen Trip leider nicht mitmachen konnte. Eigentlich war es nicht mal die Art des Trips, Allister oder Schottland, worauf er in der Regel bestand, hatte ihn so oft zu Wanderungen geschleppt, dass es für ihn nicht mehr als ein einfacher Spaziergang werden würde, es war die Tatsache das er diese Tage mit völlig Fremden verbringen musste, und zwar nur, weil er die offizielle Partnersuche verpasst hatte. Okay vielleicht war das seine eigene Schuld, aber es nervte ihn trotzdem.
„Sie sind in Gruppe E“, hatte sein Lehrer gesagt und ihm die Packliste in die Hand gedrückt und da war er nun, er hatte keine Ahnung, wer alles in dieser Gruppe war. Vor einem der Busse stand schon sein Lehrer und harkte die wenigen Schüler, die bereits hier waren auf einer Liste ab. „McTavish, schön das sie wenigstens heute pünktlich sind“, sagte er, genauso schmallippig, wie immer und wandte sich wieder seiner Liste zu, „die Plätze sind nach ihren Gruppen verteilt, das Gepäck können sie hier lassen.“
Der Rothaarige streifte seinen Rucksack ab und schmiss ihn zu den anderen, die der fleißige Busfahrer grade im Bus verstaute. Grummelnd stieg Welner dann in den Bus und fand schnell einen kleinen Klebezettel auf dem ‚Gruppe E‘ stand. Auch auf dem Platz daneben und auf der anderen Seite des kleinen Ganges waren diese Klebies mit der gleichen Aufschrift verteilt, er musste also der erste seiner ominösen Gruppe sein.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~whatever it is,i don't approve of it
Kaum das Welner sich auf einem der Fensterplätze niedergelassen hatte, waren ein gutes dutzend seiner Klassenkameraden eingestiegen gefolgt von einigen Nachzüglern und den demonstrativ Späten, zu denen er wohl normalerweise ebenfalls gehörte. Er seufzte, denn die Plätze um ihn herum waren noch immer leer und ein Blick auf sein Handy verriet ihm, das sie die Abfahrt eigentlich für diesen Moment geplant hatten. Vielleicht, so dachte er einiger maßen mürrisch doch mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln, war er der einzige aus Gruppe E – nicht das ihn das gestört hätte.
Einen Arm auf der schmalen Lehne unter dem Fenster abgestützt das Kinn auf der Hand starrte er auf den Parkplatz, zwei der Busse für die anderen Klassen hatten ihre Motoren angelassen und tuckerten davon um gleich hinter dem Schultor außer Sicht zu geraten. Dass sie es ihnen nicht gleichtaten musste bedeuten das noch einige Fehlten. Er war nun nicht unbedingt ein Vorbild an Pünktlichkeit, aber bei einem Ausflug waren doch eigentlich alle sofort am Start.
Als nun ein Mädchen mit langen silberblondem Haar durch den Bus schritt, war er fest davon überzeugt, dass es endlich losgehen würde und war im ersten Moment zu überrascht als sie neben ihm stehen blieb und vermutlich die kleinen Zettel mit dem Gruppennamen las.
„Welner“, erwiderte er und zog irritiert die Augenbrauen hoch, als sie ihm ihre Hilfe anbot. In seinen Augen sah Natalia nicht nach jemanden, aus der es gewohnt war quer durch die Pampa zu marschieren und genau das würde in den Nächsten Tagen auf sie zukommen. „Du bist in Gruppe E?“, fragte er schließlich und hoffte etwas, sie würde nein sagen, denn auf Gequietsche, weil es dort Schmutz und Insekten geben würde, hatte er keine Lust.
Da sie sich aber auf einen der für seine Gruppe bestimmten Plätze niederließ, ahnte er bereits, dass dies eine vergebliche Hoffnung war. Auch das Mädchen, das nach ihr hinein kam, ließ sich auf einem der Plätze für Gruppe E reserviert war nieder und leider sah auch sie nicht wirklich danach aus das sie wusste, wie man in der Wildnis mit einfachsten mitteln über die Runden kam.
„Sagt mal – ihr wisst schon auf, was ihr euch hier eingelassen habt oder“, sagte er an alle beide gerichtet und bedachte sie mit spöttisch erhobenen Augenbrauen.
Der Bus fuhr stotternd an und als auch er sich auf den Weg machte,
war es längst zuspät für zweifel und das bedeutete er würde die nächsten Tage mit ihnen beiden auf Wandertour gehen müssen.
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„Blöderweise nicht“, murmelte er, musste aber sofort an Harry Potter denken und war kurz versucht ihr zu raten sich spontan noch eben das Bein zu brechen. „Bedenken, ich? Nein“, man musste schon sehr sehr naiv sein, um den Sarkasmus in der Stimme des Schotten zu überhören, auf ihr Nicken in Richtung des zweiten Mädchens schüttelte er nur den Kopf, wenn es hart auf hart kommen würde – würde er sie beide opfern. Denn, auch wenn er wusste – okay vielleicht eher vermutete, so viele Mädchen kannte er ja nicht, immerhin genoss er in den letzten Jahren die Vorteile eines Hauslehrers und war davor auf einer reinen Jungenschule gewesen – das Mädchen, sich gerne dadurch stark machten, dass sie jemand anderen schwächer aussehen ließen, würde es der Weißblonden in der Wildnis und damit der realen Welt wenig bringen.
„Dann kennst du dich also aus? Warst du überhaupt schonmal Trekken?“, neuerlich ging seine Frage an das größere der beiden Mädchen, Natalia, doch da diese ihre Aufmerksamkeit schon wieder ihrer Sitznachbarin schenkte, wusste er nicht, ob sie darauf reagieren würde. Offenbar war Natalias angebotene Hilfe – dieses Mal in Form von aufmunternden Worten – auch bei der Blonden vergeudet, denn diese hatte weder Angst, noch wollte sie als eventuelles Bärenfutter herhalten – was ohne hin eher unwahrscheinlich war, da Bären normalerweise keine Menschen angriffen.
Welner musste leicht lachen, als er den Ton der Blonden hörte, „na dann willkommen im Club.“ Er kannte die meisten auch noch nicht wirklich – hatte mit dem ein oder anderen zwar Kurse und Clubaktivitäten aber kennen tat er wohl niemanden.
„Ach ja?“, fragte er nach, als Elly erzählte das dies ihr erster Tag war, was ihm seltsam schien, aber an einer Schule wie dieser gehörten Extrawürste Wohl zum Täglichbrot. So viele Essanspielungen in seinem Kopf, hatte Welner etwa bereits Hunger? Einen Moment sah er auf seinen eigenen Bauch hinab und sah erst wieder auf, als ihr ohnehin genervt wirkender Lehrer, etwas durch den Bus rief. Grund dafür war seine blonde Teamkameradin, die eine Packung Kekse in die Runde hielt und offenbar nach Hause geschickt werden wollte – warum sonst würde sie sich schon vor Ankunft mit ihrem Lehrer anlegen? „Ich bin begeistert, damit hast du dich grade ins Aus navigiert“, murmelte er mit ernstem Blick und musste daran denken, dass sie einen Moment zuvor ihre Navigationsfähigkeiten angepriesen hatte. „Wer einmal auf seiner schwarzen Liste landet, kommt da so schnell nicht wieder runter“, erklärte er weiter und musste daran denken, wie er selber zu seiner ersten Stunde zu spät gekommen war und seitdem ständig mit dem Lehrer aneinandergeriet.
Er, lehnte sich auf seinen Platz zurück und sah wieder für eine Weile aus dem Fenster, während die Landschaft draußen an ihnen vorbeizog. In schmalen Serpentinen wandte sich der Bus den Fuß irgendeines Berges hinauf und kam schließlich auf einer Art Rastplatz zum Stehen. „Alle man Aussteigen“, sagte Ihr Lehrer und war der erste, der den wohl klimatisierten Bus verließ, „Etwas Beeilung bitte, bauen sie sich dort vor dem kleinen Tisch auf.“ Ihre Mitschüler taten wie angewiesen, während ihr Lehrer auf den Tisch kletterte und auch der Schotte gesellte sich zu ihnen.
Ihr Lehrer räusperte sich und wartete auf die letzten Nachzügler, ehe er einen dicken Pulk große Umschläge aus seiner Tasche zog und dem nächstbesten Schüler in die Hand drückte, „verteilen sie die Bitte an die Gruppen. Zugehört ich möchte das nur einmal erklären, jede Gruppe erhält hier einen Kompass, eine Karte und die Liste mit Notfallnummern.“ Er ließ nach diesen Worten den Schülern einen Moment Zeit, um die Umschläge zu öffnen und hineinzuschauen, um besagte Utensilien in Augenschein zu nehmen, ehe er ungerührt weitersprach, „für jede Gruppe ist eine Route markiert, die sie über die nächsten Tage bis etwa zum Gipfel führt – dort ist ein traditionelles Gasthaus in dem wir die letzte Nacht und den darauf folgenden Tag verbringen werden, ehe es zurück zur Schule geht. Gibt es fragen dazu?“occ: Bela wenn du lieber noch etwas weiter Bus fahren möchtest, kann ich den letzten Teil gerne wieder heraus nehmen und irgendwann später posten
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Nebst dem Umschlag mit Karte und Kompass, wurde ihnen bei der nächsten Ausgaberunde auch noch ein Satellitentelefon zugeteilt, was Elly offensichtlich ganz wuschige machte, wie sie sowohl rein körperlich als auch sprachlich zum Ausdruck brachte. Er seufzte, wunderte sich aber schon etwas, zwar hatte ihr charmanter Lehrer Natalia das Gerät in die Hand gedrückt, doch im nächsten Moment deutete er schon auf die Blonde neben dieser. Mit überraschend wohlwollenden Worten – missachtete man den Fakt, das er klang als wolle er damit sagen, der Rest könnte es nicht – obwohl dies doch eigentlich Ellys erster Tag war und sie sich eben so leichtsinnig gegen ihn aufgelehnt hatte.
Seltsamer Kerl.
Für den Schotten war jedwede Konversation mit der Blonden in dem Moment zu ende, als sie ihn mit Pumuckl ansprach, das hatte bisher nur einer gewagt und diesem hatte er die Nase gebrochen – danach hatte er Privatunterricht bekommen. Er nahm ihr auch nicht die Karte ab, sondern wandte sich nur wieder zum Bus und dem Gepäck zu, das nun wieder aus diesem entladen wurde.
Schnell war sein Rucksack gefunden und er streifte ihn über – wegen ihm konnte es losgehen.
„So Herrschaften“, ihr Lehrer versuchte sich wieder gehör zu verschaffen und kletterte zurück auf seinen Tisch, dort warf er einen ernsten Blick auf seine Uhr, „es ist es gleich eins, sie sollten sich langsam auf den Weg machen. Es sei denn es gibt noch weitere Fragen“ er warf der Weißblonden Natalia einen Blick zu, der zum Ausdruck bringen sollte das er auf Fragen hoffte, die nicht bereits im Unterricht geklärt wurden – wo im übrigen auch die Gruppen zusammengesetzt wurden. Da keine mehr kamen und nur ein undeutliches Raunen aus ‚nein‘ und ‚nicht wirklich‘ durch die um den Tisch versammelte Schülerschaft ging, steig er wieder von seinem provisorischen Podest herunter und wedelte mit den Händen „Worauf warten sie dann, los.“
Der Rothaarige wandte sich zu seiner Gruppe, sprach aber an Natalia Gewand, wobei er darauf bedacht war seine Worte so auszulegen das sie wohl für beide Mädchen gelten konnten: „Alles beisammen?“